Stadtparlament muss über Investitionskredit von 2 Mio. Franken entscheiden.
2019 regte Stadtparlamentarier Florin Scherrer mit einer einfachen Anfrage die Anschaffung eines Batteriespeichers an. Damals kam der Stadtrat zum Schluss, die Anlage liesse sich nicht amortisieren. Dies hat sich inzwischen geändert und so planen die Stadtwerke nun, einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 2,5 Megawattstunden zu kaufen.
In seiner Antwort auf die einfache Anfrage von Florin Scherrer schrieb der Stadtrat 2019, es werde schnell ersichtlich, dass sich die Investition über die Lebensdauer von 12 bis 15 Jahren nicht amortisieren lasse. «Die Rentabilität war damals nicht gegeben. Doch inzwischen sind die Leistungskapazitäten dieser Batteriespeicher gestiegen und die Speicherkosten gesunken», erklärt Stadträtin Claudia Martin, Vorsteherin Versorgung Sicherheit. So sei ein solcher Speicher nun rentabel. Im Bericht des Stadtrats zuhanden des Parlaments heisst es dazu: «Die Wirtschaftlichkeitsrechnung ergibt, dass bei einem angenommenen kalkulatorischen Zinssatz von 2,5 Prozent und einer Betriebsdauer von 25 Jahren die Investition innerhalb von neun bis zehn Jahren amortisiert ist.» Doch neben den finanziellen Vorteilen soll der Speicher auch zu einem stabilen Netz beitragen. Die Frequenz im Stromnetz muss konstant gehalten werden, sonst drohen Abschaltungen. «Durch den Umbau der Energienetze mit vielen kleinen dezentralen Stromproduzenten wird dies immer wichtiger - genauso wie die Stromspeicherung, weil die vielen Photovoltaik-Anlagen nur tagsüber Strom produzieren können», erläutert Martin.
Mit einem Batteriespeicher könnten die Stadtwerke dazu beitragen, Frequenzschwankungen zu verhindern. Für diese Systemdienstleistung würden sie bezahlt. Ausserdem liesse sich die Entschädigung reduzieren, welche die Stadtwerke den Betreibern der Übertragungsnetze für den Transport des Stroms bezahlen müssen, denn diese ist unter anderem abhängig von den bezogenen Leistungsspitzen. Die Batterie könnte durch die Abgabe von zuvor gespeichertem Strom ins Netz genauso solche Spitzen glätten, die in Gossau jeweils zur Mittagszeit anfallen, wie dem Bericht des Stadtrates zu entnehmen ist. Mit der Beschaffung eines Batteriespeichers mit einer Kapazität von 2,5 Megawattstunden und einer Leistung von 3 Megawatt erhielte Gossau den grössten Batteriespeicher der Ostschweiz. «Es geht nicht darum, dass wir den grössten Speicher haben, aber die Vorstudie hat gezeigt, dass diese Grösse für Gossau sinnvoll ist und rentabel betrieben werden könnte», erklärt Martin.
Allerdings werden die Stadtwerke diesen nicht selbst betreiben. «Die eigenständige Vermarktung eines einzelnen Batteriespeichers wäre für die Stadtwerke mit unverhältnismässig hohen Aufwänden verbunden», heisst es im Bericht. Die zuständige Stadträtin erklärt dazu: «Wenn das Parlament den Kredit gewährt, wird der Auftrag öffentlich ausgeschrieben. Allerdings kommt nur eine Handvoll Unternehmen infrage, welche solche Batteriespeicher betreiben können.» Um die Energieverluste möglichst gering zu halten, muss der Batteriespeicher nahe an einer Trafostation platziert werden. Die mit der Vorstudie beauftragte Firma Zenna AG hat gemeinsam mit den Stadtwerken das Werkhofgelände an der Bischofszellerstrasse als idealen Standort eruiert. Da dort keine freien, passenden Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, wird eine Container-Lösung vorgeschlagen. Der Speicher würde in einen zwölf Meter langen Industriecontainer eingebaut. Ein zweiter, halb so grosser Container enthielte die Steuerzentrale des Speichers. Der Stadtrat hat einen Investitionskredit von zwei Mio. Franken beantragt. Das Parlament hat an der letzten Parlamentssitzung eine vorberatende Kommission für die Vorlage eingesetzt.
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