Das Gossauer Verkehrsproblem wird nicht mit einem grossen Wurf gelöst. Stattdessen soll ein Verkehrsplaner Schritte zur Entlastung aufzeigen. Auch der ÖV soll ausgebaut werden, aber nur etappenweise.
Seit heute hat die Stadt Gossau einen «Verkehrsmanager». Besonders im Stadtzentrum wartet Arbeit auf den neuen Verkehrsplaner Florin Scherrer. Denn der Kanton hat unlängst alle diskutierten Entlastungsmassnahmen für die St. Gallerstrasse verworfen und der Stadt stattdessen nahegelegt, ein Verkehrsmanagement aufzubauen. Nun hofft Stadträtin Gaby Krapf-Gubser, dass kleine Schritte anstelle eines grossen Wurfs Linderung schaffen können. Scherrer soll das bestmögliche aus den gegebenen Verhältnissen herausholen. «Beispielsweise könnten bessere Rahmenbedingungen für den Langsamverkehr und ein Ausbau beim öffentlichen Verkehr das Gossauer Verkehrsproblem entschärfen, wenn auch nicht lösen», sagt Krapf. Das neue Raumkonzeptbringt bringt dazu als Massnahmen des Verkehrsmanagements auch Lichtsignalanlagen am Stadtrand und eine flächendeckende «Verstetigung» durch Tempo 30 ins Spiel.
Besonders beim öffentlichen Verkehr sind jüngst Wünsche angemeldet worden ( «Tagblatt» vom 24. Oktober). Auf eine Interpellation von FDP-Stadtparlamentarierin Ruth Schäfler antwortet der Stadtrat aber, derzeit keine neue Buslinie ins Niederdorf beim Kanton beantragen zu wollen. Die Frequenzen wären zu gering. «Wenn eine Buslinie am Bahnhof nicht mit einer anderen verknüpft werden kann, ist sie wirtschaftlich nicht sinnvoll», sagt Krapf. Auch zu anderen zusätzlichen Buslinien gebe es derzeit keine konkreten Pläne. Gemäss Stadtentwicklungskonzept soll das Gossauer ÖV-Angebot aber attraktiver werden, unter anderem durch die bessere Anbindung dicht besiedelter Quartiere und Arbeitsplatzgebiete. Auch im integrierten Aufgaben- und Finanzplan heisst es, dass das ÖV-Netz und die Frequenzen so ausgebaut werden sollen, dass die wachsenden Bedürfnisse abgedeckt werden können: «Arnegg und die Quartiere sind besser an das öffentliche Verkehrsnetz anzubinden.»
Das klingt ein wenig nach einem Stadtbus, wie er jüngst wieder aus politischen Kreisen gefordert worden ist. Doch Krapf relativiert: Ein Stadtbus-Testbetrieb sei vor elf Jahren von der Bevölkerung deutlich abgelehnt worden. Dieses Signal habe bis heute Gültigkeit. «Wir werden eher die Erschliessung einzelner Quartiere prüfen. Gegenwärtig stehen wir damit aber noch nicht unter Druck», sagt Krapf. Allerdings könne es bald Bedarf geben, wenn etwa im Gebiet Sommerau oder entlang der Wilerstrasse neue Arbeitsplätze angesiedelt werden. So sei auch die erwähnte Passage im Aufgaben- und Finanzplan zu verstehen: «Wir müssen immer bereit sein, zu handeln, wenn Bedarf entsteht.» Mit jeder neuen Linie müsse aber auch das bestehende Netz geprüft werden, damit die Linien miteinander verknüpft werden könnten. «So können sich das bestehende Netz und neue Linien nach und nach zu einem Puzzle zusammenfügen», sagt Krapf. Doch auch wenn das Busliniennetz innerhalb der Stadt ausgebaut werden soll: Ein eigenes Busunternehmen, wie es vor elf Jahren zur Debatte stand, ist Krapfs Meinung nach nicht zweckmässig. «Das würde wenig Sinn machen, wenn es mit der Regiobus AG bereits einen Anbieter gibt, an dem Gossau zur Hälfte beteiligt ist.»
Neue Buslinien bringen auch mehr Verkehr für den Bushof, dessen Kapazitäten schon lange an ihre Grenzen stossen. Das Projekt für einen neuen Bushof ist allerdings schon lange durch Rekurse blockiert. Laut Gaby Krapf dürfte es für einen Baustart im Jahr 2019 nicht mehr reichen. Ein anderes Projekt hatte bereits 2010 aufgelegen, wurde aber wegen Einsprachen aufgegeben.
Die Stelle eines Verkehrsplaners wurde mit dem Budget 2018 genehmigt und im April ausgeschrieben. Heute tritt Florin Scherrer diese Stelle an und wechselt vom kantonalen ins städtische Tiefbauamt. Dort ist er für die Verkehrsplanung zuständig. Scherrer sitzt für die CVP im Gossauer Stadtparlament und wird seinen Sitz auch künftig behalten: «Ich finde wichtig, dass auch Fachleute aus der Verwaltung im Parlament sind.» Als Präsident der Geschäftsprüfungskommission werde er hingegen zurücktreten. Scherrer hat beim kantonalen Tiefbauamt unter anderem das Betriebskonzept für die Bischofszellerstrasse inArnegg erarbeitet, das bald zur Prüfung an die Stadt geht. Nun bekommt er es also wieder, mit seinem eigenen Projekt zu tun. «Dasselbe Projekt von zwei Seiten zu betrachten, ist sicher spannend», sagt er. Die Aufgabe in Gossau sei aber auch sonst reizvoll: «Wir sind eine kleine Stadt, in der der Verkehr ein grosses Thema ist.» Das Verkehrsproblem lösen könne er nicht alleine. «Aber jeder Einzelne kann mit seinem Mobilitätsverhalten etwas bewirken.»
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